Inhalt
Datum: 05.12.2024

Teilabschnitt der wohl jüngsten Stadtmauer Deutschlands instandgesetzt

Ludwigslust präsentiert ein Denkmal, welches in seiner Art wohl einmalig in Deutschland ist. Erbaut zwischen 1822 und 1827, ist es wohl die jüngste Stadtmauer Deutschlands und hatte bereits zu Zeiten der Erbauung nicht die klassische Funktion einer Stadtmauer, wie den Schutz vor Angriffen oder als Zollmauer, sondern wurde schon damals „nur“ als schmückende Abgrenzung der Residenzanlage erbaut. Dabei wurde ein Material verwendet, welches regional vorkam – Raseneisenstein. Dies ist bereits Alleinstellungsmerkmal, denn einen vergleichbaren Stadtmauerbau, bei dem in entsprechender Art und Umfang der Baustoff Raseneisenstein zum Einsatz kam, ist in Mecklenburg sowie den angrenzenden Verbreitungsgebieten des Baustoffs in Brandenburg und den Altmarkkreisen Sachsen-Anhalts nicht bekannt. Die klassizistische Stadtmaueranlage hat sich stadtweit nur fragmentarisch erhalten, da im 19. Jahrhundert unter anderem Teilstücke im Bereich von Mauerstraße und Neuer Torstraße per annoncierter Abverkäufe der Stadt an Selbstwerber abgetragen wurden. Umso wert- und bedeutungsvoller sind die verbliebenen Mauerreste im Stadtgebiet.

Fast ein Jahr hat es gedauert, die Stadtmauer am Schlachthofweg zu reparieren bzw. neu zu errichten, denn die Instandsetzung war eine wirkliche Puzzle-Arbeit in absoluter Handarbeit.

Mit dem Landesamt für Kultur und Denkmalpflege (LAKD) und der unteren Denkmalschutzbehörde LUP (uDB) bestand bereits zu Baubeginn Konsens, substanzschonend das im Bestand vorhandene Material auszubauen, zwischenzulagern und sofern unbeschädigt und wiederverwendbar auch für den Wiederaufbau zu nutzen.

Um den Bild des Ursprungsbaus bei der Wiedererrichtung möglichst nahe zu kommen, war über denkmalseitige Auflagen zur Baugenehmigung eine feldweise Lagerung des wertvollen Baumaterials vorgegeben worden.

Diese Zielstellung ist im Zuge der Ausführung sogar überboten worden. Mithilfe eines Setzkastensystems wurden die rückgebauten Feldsteine lagegerecht zwischengelagert und konnten so beim Wiedereinbau an der gleichen Position wieder verbaut werden. Zur Herstellung des oberen Mauerabschlusses war es notwendig, die beim Rückbau geborgenen wenigen Originalziegel mit Neumaterial zu ergänzen, welches in einer Ziegelei in Großräschen/ Niederlausitz nach eigens ausgebauten Musterziegeln nachgearbeitet worden war.  

  • © Bernd Peter

    Satzkasten für die Zwischenlagerung zum Wiederaufbau

  • © Bernd Peter

    Bauphase Sanierung Stadtmauer

Insgesamt 17 Felder wurden als Totalkopie wiedererrichtet, weitere vier Felder als sogenannte Belegachse im Bestand erhalten und durchrepariert.

Seitens der Stadt wurde dieses Projekt durch den Fachbereich Stadtentwicklung und Tiefbau begleitet: „Wir sind froh, dass wir es geschafft haben, zeitig vor unserem anstehenden Stadtjubiläum, aus dem Mauerfall eine Wiederauferstehung werden zu lassen. Denn es war schwierig, auch im politischen Raum, dieses Projekt zu vertreten und die Finanzierung sicherzustellen. Daher freuen wir uns umso mehr, dass die Stadt ihrem Auftrag als Denkmaleigentümer gerecht geworden konnte. Auch in der Ausführung zeigt die Sanierung eine sehr hohe Qualität.“ Die Bauausführung übernahm Firma Hintze aus Ludwigslust. Begleitet wurde das Projekt vom Architekturbüro Bernd Peter aus Schwerin sowie dem Ingenieurbüro für Bauwesen Dipl.-Ing. Tadesse Tamrat aus Ludwigslust, denen wir an dieser Stelle für die hervorragende Arbeit danken möchten.

Zur Projektumsetzung sind Gesamtkosten inklusive Planungsleistungen von rund 486.000 Euro zu veranschlagen. Ein besonderer Dank gilt den Fördergebern Landesamt für Kultur und Denkmalpflege M-V sowie dem Innenministerium des Landes M-V, die mit Zuschüssen und Sonderbedarfszuweisungen von mehr als 400.000 Euro die Umsetzung unterstützt haben.